Die Hundstage Ende Juli 1992 machten ihrem Namen alle Ehre. Seit Tagen brannte der Beleuchtungskörper vom nahezu wolkenlosen Himmel auf sächsischen Boden.
Als ich in der Oberlausitz den Bahnhof Straßgräbchen-Bernsdorf (einen einstigen kleinen Eisenbahnknoten, der heute von der Welt der Eisenbahn gänzlich abgeschlossen ist) ansteuerte, um den Fahrdienstleiter zwecks Güterzügen zu fragen, staunte dieser nicht schlecht und meinte in bestem sächsischen Dialekt:
Er: Ja um Gottes Willen, wie schaust denn Du aus.
Ich (vorsichtig): Ja mei, so schaut man eben aus, wenn man sich 6 Tage nicht wäscht und Fotopunkte suchen muss.
Er: Warte, ich gebe Dir den Schlüssel für die Rangiererbude, da kannst Du Dich duschen.
Ich: Super, vielen Dank wie lange bist Du denn heute noch da?
Er: Ca. bis 20 Uhr, warum?
Ich: Dann kann ich ja auch später duschen, wenn´s dunkel ist, weil jetzt hob ich für den Schmarrn koa Zeit.
Er (lachend): Hä? Das gibt´s ja nicht, natürlich kannst Du auch später duschen, aber tun dir deine Füße nicht weh?
Ich. Nein, tun sie nicht. Aber mir bressiert´s, i muaß naus.
Dann ging es schnell wieder raus auf die Strecke. Vielleicht sollte ich noch kurz erwähnen, dass ich kurz zuvor in einen Fluss gestiegen bin. Dieser jedoch war durch den niedrigen Wasserstand sehr schlammig und ich stand -natürlich mit den Sandalen- fast bis zum Knie darin. Da nachmittags die Güterzüge anstanden und ich bis dahin noch nicht gewusst hatte, wann sie fahren, war ein Abwaschen der Brühe in der Kürze der Zeit nicht möglich. So kam es eben zu diesem Schlammpanzer an meinen Beinen, der durch die Härchen nicht mehr schmerzfrei entfernt werden konnte.
Als die Sonne unterging und der Tag gelaufen war, machte ich kurz in Kamenz einen Halt. Dort hatten sie eine ganz neue moderne Tankstelle. Sehr schön, aber nicht zum Tanken, nein. Zum Dampfstrahlen, nicht das Auto, sondern die Beine und die Sandalen gleich mit. Der Pächter meinte nur lächelnd: “Seid ihr im Westen alle so drauf?” Auf alle Fälle nahm ich dann die Duschgelegenheit in Straßgräbchen noch war, bevor ich dann in meinem Auto ein Plätzchen für die Nacht suchte.