Tschechien stand eigentlich schon seit längerer Zeit auf meiner Wunschliste. So kam dann ab Karfreitag 2009 bei Sonnenschein die erste mehrtägige Tschechien-Reise zustande. Auf der Anreise konnten zwei mir noch fehlende EM-Loks der ÖBB in Straubing und Stephansposching abgelichtet werden. Das nimmt man natürlich dankend an. 6 nahezu wolkenlose Tage lagen vor mir, Eisenbahnerherz, was willst du mehr? Große Vorbereitungen machte ich nicht. Nachdem ich schon ein wenig Streckenkenntnis zwischen Domazlice und Janovice hatte, wollte ich mich einfach immer weiter ins Landesinnere vorarbeiten. Sehr schnell stellte sich heraus, dass die Motivsuche im Vergleich zu uns relativ einfach war. Nur wenige zugewachsene Stellen, alte Bahnübergänge, reichlich Formsignale aus der K+K-Zeit, keine Steuerwagen, Wasserkräne, bestens gepflegte Bahnhöfe und Stellwerke und natürlich nicht zu vergessen die Triebfahrzeuge machten Lust auf mehr. So kam es, dass gute Motive am laufenden Band geboten wurden und die Tour richtig in Stress ausartete. 40x pro Tag Leiter rauf und runter, damit auch einige Meter zurücklegen, den Auslöser drücken und weiter zum nächsten Motiv. Man weiß am Abend, was man getan hat. Zum Essen gab´s Thunfisch aus der Dose mit Knäckebrot und reichlich Tatrankys, eine Schokowaffel, die sie wirklich gut hingebracht haben. Ich hatte stets eine Klappbox voll dabei.
Die Männer machen teilweise einen g‘schlamperten Eindruck: hier falle ich nicht auf, hier fühl ich mich wohl. Die Damen wiederum sind gepflegt und zeigen viel Haut mit Mini-Röckchen, auch wenn sie manchmal jenseits der zwei-Zentner-Grenze liegen oder die Figur einem Sack voller Hirschgeweihe (Boandlkrameroptik) gleicht. Der Tschech an und für sich ist nicht z‘wieder und wichtig für uns Fotografen: er hat eine hohe Toleranzgrenze. Hier laufen alle über‘s Gleis; Unterführungen gibt es zwar, interessieren aber nicht wirklich. Und stellt man eine Leiter im Gleisbereich auf, ist das auch OK. Der Tschech spricht kein Deutsch und kein Englisch, unsereins spricht kein Tschechisch. Das ist, wie wenn man einen Taubstummen und einen Blinden zusammenarbeiten lässt, das wird nix. Mit einem Stift und einem Block bewaffnet kann man sich aber schon verständigen. Ich habe schon lange nicht mehr so viel gezeichnet, gemalt und gedeutet. Beste Chancen also, im Spiel „Activity“ alles zu gewinnen.
Geordnet nach Aufnahmedatum vom 10.4. – 26.4.2009.